In den letzten Wochen wurden ausgehend vom Kreis Wesel vermehrt Fälle von Myxomatose bei
Feldhasen beobachtet. Die durch Pockenviren verursachte Myxomatose verursacht hauptsächlich
beim Haus- oder Wildkaninchen eine tödliche Erkrankung. Die Viren konnten in der Vergangenheit
schon Feldhasen infizieren, diese erkrankten jedoch nicht so schwer wie Kaninchen. Durch
aufmerksame Jäger vor Ort und die Einsendung verendeter Feldhasen konnte in den Chemischen und
Veterinäruntersuchungsämtern (CVUÄ) schnell eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Zudem
wurde Bild- und Probenmaterial gesichert, um die Fälle hinreichend zu dokumentieren. Nach einem
Aufruf der FJW über die zuständigen Behörden sowie den LJV trafen zudem weitere Meldungen aus
immer mehr angrenzenden Kreisen ein: Neben dem Kreis Wesel waren nach wenigen Tagen bereits
die Kreise Borken, Kleve, Krefeld und Bottrop betroffen – es folgten bestätigte Fälle aus Coesfeld,
Viersen, Recklinghausen und Steinfurt (Stand 18.09.2024).
Die FJW ist derzeit gemeinsam mit den CVUÄ und dem Friedrich-Loeffler-Institut dabei weitere
Diagnostik zu organisieren und einzuleiten, um dem Virus auf die Spur zu kommen: Ob es sich um
eine neue Virusvariante handelt, die nun vermehrt den europäischen Feldhasen befällt, wird derzeit
mit Hochdruck erforscht. Es gilt nun aktuell so viele Daten wie möglich zu sammeln, um Rückschlüsse
auf den weiteren Verlauf des Geschehens ziehen zu können. Es ist jedoch bereits absehbar, dass die
Krankheitsausbrüche sich weiterverbreiten werden (auch in den Osten NRWs und nach
Niedersachsen) und dies vermutlich bis in den Oktober hinein. Da das Virus über blutsaugende
Insekten übertragen wird, bleibt zu hoffen, dass die Mückensaison mit einer länger anhaltenden
Kälteperiode ein sehr baldiges Ende findet. So hat sie unseren Wildtieren in diesem Sommer doch
durch verschiedene Wildkrankheiten (z.B. Blauzungenkrankheit bei Muffelwild und Usutuvirus Infektion bei Wildvögeln) schwer zugesetzt.
Es wird weiterhin dringend darum gebeten verendete Feldhasen zu melden (fjw@lanuv.nrw.de), zu
bergen und zur Diagnosestellung an die CVUÄ einzusenden und/oder unschädlich zu beseitigen. Es ist
stets sinnvoll 1-2 gut erhaltene Tierkörper zur Untersuchung zu geben und die restlichen Kadaver aus
demselben Gebiet/Revier zu entsorgen. Bitte die Tierkörper nicht in der Umwelt belassen / nicht
vergraben! Sie stellen eine Infektionsquelle für die übrigen Feldhasen dar und können beim Verbleib
auf dem Acker/der Wiese zur Entstehung von Botulismus bei Nutztieren beitragen! Ebenso sollte mit
Myxomatosefällen bei Wildkaninchen verfahren werden!
Es wird empfohlen die Bejagung des Feldhasen-Bestandes entsprechend der Zählergebnisse und der
aktuellen Bestandssituation anzupassen. In Regionen, in denen die Myxomatose nachgewiesen
wurde, wird angeraten auf eine Bejagung zu verzichten, um der verbliebenen Feldhasenpopulation
zu ermöglichen sich entsprechend zu erholen. Feldhasen in betroffenen Revieren, die es geschafft
haben eine Infektion zu überstehen, verfügen damit sehr wahrscheinlich über entsprechende
Antikörper gegen das kursierende Virus. Dies ermöglicht ihnen auf einen erneuten MyxomatoseAusbruch mit einer gezielten Immunreaktion zu reagieren und somit nicht zu erkranken. Da das Virus über den Winter in den Überträgern und der Umwelt überdauern kann, ist jeder Feldhase mit einem „geschulten“ Immunsystem wichtig, um die Population für die kommenden Jahre zu sichern! Nur wenn die Feldhasen genug Zeit haben sich mit dem Virus auseinanderzusetzen, kann auf eine
Resistenzentwicklung ähnlich zu der der Wildkaninchen gehofft werden.
Es wird nahe gelegt die Ergebnisse der Feldhasen-Zählung (Scheinwerfer-Taxation) im Herbst (sowie
den kommenden Jahren) wie gewohnt an den Landesjagdverband zu melden. Nur so ist es möglich,
die Populationsentwicklung des Feldhasen zu beobachten und die Bestände entsprechend nachhaltig
zu bejagen.
In Revieren, in denen die Myxomatose kursiert, wird empfohlen auf die Hundearbeit zu verzichten
um die Feldhasen nicht unnötig zu beunruhigen (Stress wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus).
Ebenfalls wird empfohlen kein Schleppwild aus Gebieten mit Feldhasen-Myxomatose in andere
Reviere zu bringen, da das Virus so in bisher nicht-betroffene Reviere eingeschleppt werden kann.